Auf den Spuren der historischen Waldnutzung bietet sich entlang der Kirnitzsch der Flößersteig an, ein Lehrpfad von Bad Schandau zur Neumann-Mühle mit über hundert Informationstafeln. Die ursprünglichen Eichen- und Buchenwälder des Elbsandsteingebirges wurden über Jahrhunderte durch die Forstwirtschaft genutzt. Über die Gebirgsflüsse erfolgte der Abtransport des geschlagenen Holzes durch die Täler zu den Sägemühlen, von denen sich im Kirnitzschtal einige erhalten haben und als technische Museen besucht werden können. Aber das Tal rund um den Neuen Wildenstein wartet auch mit einem großartigen Naturerlebnis auf.

Der Flößersteig, in den Jahren 1956 bis 1966 als erster Lehrpfad der Sächsischen Schweiz angelegt, folgt entlang der Kirnitzsch auf fünfzehn Kilometern bis zur Mündung in die Elbe in Bad Schandau diesem traditionellen Weg der Holzgewinnung. Es handelt sich dabei streckenweise um den tatsächlichen Weg, den die Flößer während der Holztrift genommen haben. Die in der Vergangenheit durch Aufforstung entstandenen Fichtenwälder sollen Stück für Stück wieder den einstigen Beständen an Traubeneichen, Buchen, Kiefern, Birken und Weißtannen weichen. Besonders die Weißtanne stellt eine seltene heimische Art dar, deren Bestand gezielt wieder aufgestockt wird.
Wandern in der Sächsischen Schweiz
Es ist dringend zu empfehlen, die Wochentage für den Besuch beliebter Ausflugsziele zu nutzen. Auch die Sommerferien und Feiertage sind häufig durch hohen Besucherandrang geprägt, welcher das Wandervergnügen schon mal trüben kann. Für die Nutzung von Parkplätzen empfiehlt sich ein Ankommen bis spätestens 9.00 Uhr (kleinere Parkplätze abseits der Attraktionen sind auch länger am Vormittag noch frei), sonst ist die Nutzung des ÖPNV ratsamer.
Wandergebiet Neuer Wildenstein
Beginnen kann man die Wanderung an verschiedenen Orten. Zum einen ist da die Neumann-Mühle, älteste Sägemühle im Kirnitzschtal und heute ein technisches Denkmal, die von Sebnitz aus über Ottendorf gut zu erreichen ist und über einen kostenpflichtigen Parkplatz verfügt, den man allerdings frühzeitig anfahren muss, weil er sich morgens rasch füllt.
Flussabwärts führt der Flößersteig von hier als lichter Wanderweg an der Kirnitzsch entlang, auf dem man bereits schöne Naturbeobachtungen machen kann.
Nach kurzer Strecke erreicht man nun die Felsenmühle etwas oberhalb des Sägewerks. Auch hier gibt es am Straßenrand kostenfreie Parkmöglichkeiten. Für mich ist dies der ideale Ausgangspunkt für die Wanderung. Im befestigten Flusslauf am Sägewerk kann man Ausschau nach Gebirgsstelzen, Buchfinken, Wasseramseln und Bachstelzen halten.
Nach weiteren zweieinhalb Kilometern folgt flussabwärts die Lichtenhainer Mühle. Ein kleiner Parkplatz befindet sich am Beginn der Alten Straße, einem Forstweg zum Neuen Wildenstein hinauf, etwa 400m von der Mühle entfernt. Das Tal ist hier heller und weiter und die Kirnitzsch fließt in einem großen Bogen durch eine saftige, grüne Aue, bis sie schließlich an der Westflanke des Neuen Wildenstein am Lichtenhainer Wasserfall vorbei Richtung Bad Schandau führt. Hier gibt es kostenpflichtige Parkplätze. Zu diesem Startpunkt der Wanderung gelangt man auch mit der Kirnitzschtalbahn von Bad Schandau aus, deren Endstation sich hier befindet.
Alle Punkte lassen sich auch über den ÖPNV (Fahrplan Wanderbus 241) erreichen.

Download „Kirnitzschtal – Flößersteig, Kuhstall, Lichtenhainer Wasserfall“ (PDF, 8,7MB)
Durch die Ferkelschlüchte auf den Neuen Wildenstein
Von der Felsenmühle aus startet man über die Steinbrücke auf dem Forstweg (Kleiner Zschand) bergan und lässt den Fluss und den Flößersteig zunächst hinter sich. Nach 400m zweigt rechter Hand ein mit Rotem Strich markierter, steiler Schotterweg ab, welcher koninuierlich auf 700m durch die Ferkelschlüchte zum Haussteig hinaufführt. Tatsächlich ist dies der angenehmste Aufsteig aus dem Kirnitzschtal zum Neuen Wildenstein, denn die Steigung ist moderat und die Wegstrecke im Vergleich zu den anderen (Alte Straße ca. 1,2 km, Kuhstallstraße ca. 1,5 km) kurz.
Die Ferkelschlüchte sind durch das Fichtensterben nun ein schöner, heller Ort, da die toten Bäume entfernt wurden und sich das schmale, gewundene Tal bis auf die Felswände zeigen kann. Die vorherige Fichten-Monotonie war kein sehr einladender Ort für Flora und Fauna, doch inzwischen erlebt der Wanderer hier einen Lebensraum, der sich hörbar und sichtbar füllt.
Wo der Weg durch die Schlucht auf den Haussteig trifft, ist auch schon das Plateau erreicht. Diesem in westliche Richtung folgend gelangt man nach weiteren 700m an eine Wegkreuzung. Neben den Hinweisschildern gibt es hier auch eine historische Steinsäule, welche früher die Touristen auf den so genannten Fremdenweg leitete, der hier nach Süden zum Kleinen Winterberg abzweigt.
Man selbst wendet sich aber nach Norden, wo bereits ein Stufenweg zu erkennen ist, der nach einhundert Metern an einer niedrigen Felswand endet. Hier geht es nun über eine gut zwei Meter hohe Leiter hinauf in die Nasse Schlucht.
Jene Leiter ist für manch einen möglicherweise ein Aspekt, der gegen die Nutzung dieses Aufstiegs spricht, sie sollte aber für jeden, der es bis hierher geschafft hat, kein größeres Hindernis darstellen. Ihr folgt ein (für Sächsische Schweiz-Verhältnisse) kurzer Treppenaufstieg und man hat das Felsentor Kuhstall schon erreicht, bei moderater Gangart nach knapp einer Stunde ab der Felsenmühle.
Wem dieser Aufstieg dennoch nicht behagt, kann auf der Karte die alternativen Routen vom Haussteig aus ersehen.
Felsentor Kuhstall
Das natürliche Felsengewölbe des Kuhstall ist natürlich das Wanderziel der Gegend schlechthin. Allein ist man hier selten. Es ist das größte Felsentor in der Sächsischen Schweiz, groß wie eine Berghalle: elf Meter hoch, siebzehn Meter breit und vierundzwanzig Meter lang. Größer ist nur noch das Prebischtor in der Böhmischen Schweiz. Sowohl vom Felsentor als auch dem darüber befindlichen eigentlichen Gipfel des Neuen Wildenstein bietet sich ein weiter Panoramablick über die Hintere Sächsische Schweiz. Und noch etwas anderes ist deutlich zu sehen: etwa die Hälfte des Waldes wurde von Fichten ausgemacht und die sind nun braun. Eigentlich eine Chance für die heimische Flora und Fauna, denn überall, wo die toten Bäume schon entfernt wurden, bricht sich sofort neues Leben seine Bahn.
Doch die immense Nahrungsquelle, die nun für manchen Futterspezialisten wegfällt, könnte auch Auswirkungen auf deren Bestände haben. Einer davon ist der Fichtenkreuzschnabel. Als ich ihn das erste Mal hier oben am Kuhstall beobachtete, war das Tal unter mir ein grüner Teppich aus saftigen Fichtenwipfeln, drall gefüllt mit Zapfen und Samen darin. Jetzt, zwei Jahre später, ist nichts mehr von den Fichten übrig und auch der Fichtenkreuzschnabel, ein eigentlich recht geselliger Typ, der die Sandsteinformationen nutzt, um mit der Zunge Mineralstoffe abzulecken, die er zuvor mit dem Schnabel abschabt, lässt sich nicht blicken. Zwar fressen Fichtenkreuzschnäbel auch andere Samen und sogar kleine Insekten, doch der Anblick der braunen, kahlen Bäume im Tal macht mich sehr nachdenklich. Ob die schönen, kleinen Vögel wohl hier bleiben werden?
Es lohnt von hier aus zumindest Ausschau nach ihnen zu halten. Der Gipfel über dem Felsentor ist auf jeden Fall ein Ort, an dem sich auch einige Vögel beobachten lassen. Hinauf gelangt man auf abenteuerliche Weise über die Himmelsleiter, für die man aber unbedingt schwindelfrei sein sollte. Die schmale Metalltreppe führt durch eine Spalte im Gestein hinauf, wobei es an manchen Stellen keinen rechten Halt gibt, weil sich die Wände etwas weiten. Dann braucht es festen Tritt. Das lässt, ob man will oder nicht, das Herz einen Tick schneller schlagen.
Wem die Himmelsleiter nicht behagt, der kann über einen steilen Stufenweg hinauf, welchen man über den Waldweg hinter dem Gasthaus erreicht, der auch zum Schneiderloch führt. Vom Gipfel aus ist der Ausblick noch ein bisschen schöner, heller und weiter. Hier oben brüten in hohlen Aststümpfen Kohlmeisen und Blaumeisen. Es ist ein einladender Ort, den Proviant auszupacken und die Seele etwas in der sommerlichen Luft baumeln zu lassen. Selbst der Hausrotschwanz hüpft um uns herum und äugt nach den Krümeln der Brote, die zu Boden fallen.
Das Schneiderloch ist übrigens ein enger Felsschacht, in dem man über Klettersteige zu einem kleinen Aussichtspatz an der Ostseite des Neuen Wildenstein gelangt.
Lichtenhainer Wasserfall
Für den Weg zurück ins Kirnitzschtal hat man die Qual der Wahl. Der direkte Weg zum Lichtenhainer Wasserfall führt über die Kuhstallstraße (Wanderwegmarkierung Roter Punkt).
Etwas länger, aber auch reizvoller für die Beobachtung von Flora und Fauna ist die Alte Straße (Gelber Strich). Zum Lichtenhainer Wasserfall gelangt man dann nach Westen abzweigend über den Höhenrundweg oder noch weiter talwärts über den Flößersteig.
Ob sich der Abstieg zum Lichtenhainer Wasserfall lohnt, ist wohl eine Geschmacksfrage. Wer die Natur und das Wandern sucht, wird am Lichtenhainer Wasserfall jedenfalls nichts dergleichen finden. Es erinnert eher an einen Jahrmarkt. Die Kirnitzschtalbahn bringt und nimmt im Halbstundentakt Besucher mit. Von den Imbissbuden und Souvenirläden klingt Musik auf die Straße, die sich hier in einer 90°-Kurve windet und in deren spitzem Eck der Wasserfall liegt, etwas unscheinbar im Hintergrund einer felsigen Grotte neben dem Gasthaus „Lichtenhainer Wasserfall“.
In dem schmalen Gang zwischen der Felswand und dem Gasthaus führt ein kleiner Holzsteg an einen künstlich angelegten Teich und dahinter, im schummrigen Licht dieses seltsamen Winkels, plätschert ein Bächlein von einem Felsvorsprung herab. Aha, denke ich, das ist wohl der Wasserfall! Und angesichts der Spuren unserer Spezies ringsum wundere ich mich auch nicht im Geringsten, dass hier mal wieder viel Wind um Nichts gemacht wird. Kennt man ja. Hauptsache man kann etwas verkaufen. Etwas ratlos stehen wir noch da, machen artig ein Foto und wollen gehen, als plötzlich jemand aus der Gastwirtschaft geeilt kommt, sich über den Holzsteg zwängt und in einem kleinen Schuppen auf der anderen Seite verschwindet. In dem Schuppen nämlich steckt die Mechanik, die den Wasserfall alle halbe Stunde rauschen lässt und der Wirt persönlich sorgt dafür, dass sich das Wehr oberhalb der Felsen, durch welches ein Bach angestaut wird, öffnet.
Die Musik, die nun erklingt, ähnelt der aus dem Film „1492 – Conquest of Paradise“, festlich, wie ein Marsch. Von der Straße strömen schnell noch einige Schaulustige an den Teich und dann geht das Wehr auf und für eine halbe Minute schießt das Wasser rauschend über die Felsen. Da ist er, der Lichtenhainer Wasserfall!
Die Idee zu dieser Attraktion stammt bereits aus dem Jahre 1830, noch bevor es die Kirnitzschtalbahn gab. Gegen einen Obolus wurde das Wehr für Reisende geöffnet. Heute ist der ganze Spaß kostenlos.

Auf dem Flössersteig
Egal nun, auf welchem Wege man zum Lichtenhainer Wasserfall gelangt ist, für den Rückweg zur Felsenmühle flussaufwärts sollte man in jedem Fall den urigen, schmalen Flößersteig (Wanderwegmarkierung Diagonaler grüner Strich) entlang der Kirnitzsch wählen. Und nur nicht eilen.
Der Flößersteig ist ein toller Wanderweg. Gemeinsam mit dem Fluss und der S165 (Kirnitzschtalstraße) schlängelt er sich durch das enge Tal. Die Staatsstraße ist eine der verkehrsreichsten im ganzen Nationalpark. Motorräder, Fahrradfahrer, Linienbusse und jeder, der sonst noch durch das Kirnitzschtal will oder muss, benutzt diese Straße. Dies führt durchaus zu Verkehrslärm – in der Tat ein kleiner Makel des sonst sehr urigen Naturpfads.
Entlang der Kirnitzsch bieten sich auf dem gut dreieinhalb Kilometer langen Weg vom Lichtenhainer Wasserfall zurück zur Felsenmühle auf Schritt und Tritt Gelegenheiten, die Landschaft und die Natur zu genießen. Der Weg ist auch im Sommer nur mäßig frequentiert. In der üppigen Ufervegetation kann man Insekten und Schmetterlinge beobachten. Dem Spiel des Wassers über Steine und Schwellen zuzusehen, am Ufer an einer der vielen kleinen Buchten zu sitzen oder über spiegelglatte, ruhige Flusspassagen zu schauen, in denen die Farben der Landschaft reflektieren, macht den Flößersteig zu einem Erlebnis für die Sinne.
Etwas Trittsicherheit baucht es auf dem Flößersteig allerdings schon, denn zwei, drei Passagen sind steil und das Vorankommen ist nur mit einer kurzen Kletterei über Stufen und Wurzeln möglich. Nach einer guten Stunde normaler Wanderzeit und Momenten kurzen Verweilens erreicht man schließlich wieder die Felsenmühle an der Steinbrücke. Wer zwischendurch noch den Abstecher zur Lichtenhainer Mühle machen möchte, zweigt an der Alten Straße Richtung Kirnitzsch ab und geht an der Kirnitzschtalstraße noch einmal 400m flussabwärts. Danach denselben Weg wieder zurück zum Flößersteig und weiter Richtung Westen zur Felsenmühle.
Linksammlung
Zum GURKENGLAS
Informationen zum Nationalpark Sächsische Schweiz
Offizielle Nationalpark-Seite: Grundsatzbroschüre (pdf)
Waldpflege im Nationalpark
Homepages von Organisationen oder Einrichtungen
Kirnitzschtalverein e.V.
Kirnitzschtalbahn – Infos zu Fahrzeiten und Preisen
Technisches Denkmal Neumann-Mühle
Bergwirtschaft am Kuhstall