Die kleine Weide auf der anderen Seite des Kanals liegt verborgen in einer Hülle aus kaltem Dunst. In der Stille des Morgens sind nur vereinzelt Geräusche auszumachen: ein leichtes Platschen unten am Wasser, ein Rascheln im Brombeergesträuch, das ferne Muhen einer Kuh, deren blasser Schatten von Zeit zu Zeit im milchigen Licht auftaucht. Der Nebel hält sich hartnäckig über Stunden. Er bildet über der Weide eine weiße Wand, in der sich der Deich und dahinter die Polder und noch weiter in der Ferne die Talhänge am polnischen Oderufer verbergen.
Die morgendlichen Nebelbänke über dem Unteren Odertal sind wunderschön und für mich ein Grund, früh aufzustehen. Die kalte, feuchte Luft prickelt auf der Haut. Sie riecht nach nassem Laub und Holz, dunkler Erde und Pilzen. Irgendwo über dem Nebel ziehen Gänse und Kraniche unter Schnattern und Trompeten ihre Bahn. Eine Amsel huscht zeternd über den taunassen Uferweg und verschwindet im Gesträuch. Vom anderen Ufer ertönt dumpf das Lachen eines Grünspechts.
Der kleine Ort heißt Alt-Galow und das Haus, in dem sich die Ferienwohnung mit Blick über die Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße befindet, liegt bereits im Nationalpark. Die einzige Brücke im Umkreis von drei Kilometern führt gleich daneben über den Kanal zum Deich hinüber, hinter dem sich die flachen Auen bis zur Oder hinüber erstrecken.

Das Farbenspiel der herbstlichen Sonnenuntergänge entlang des Kanals ist nur eine der vielen schönen Facetten, mit denen die Natur im Unteren Odertal aufwartet.
Auenland
Der Nationalpark Unteres Odertal wurde im Jahr 1995 vom Land Brandenburg ausgewiesen und umfasst heute etwa 60 Kilometer Fluss- und Auenlandschaft zwischen Hohensaaten und Stettin, sowohl auf deutscher als auch auf polnischer Seite. Er darf sich somit Internationalpark nennen, ein Erfolg, der auf die jahrelange ehrenamtliche Arbeit von Ornithologen aus beiden Nationen zurückzuführen ist, die seit den 1970er Jahren Daten zum Vogelvorkommen im Odertal sammelten.
Das Odertal wird entlang des Flusslaufes von Hängen begrenzt, die aus dem Geschiebemergel eiszeitlicher Gletscher bestehen. Dazwischen bahnte sich die Oder bis Anfang des letzten Jahrhunderts in immer wechselnden Flussverläufen ihren Weg ins Stettiner Haff. Die alljährlichen, weiträumigen Überflutungen des Odertals trugen zu diesem unsteten Flussverlauf bei. Etwa zur Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten großangelegte Begradigung des Flusses ein, welche den stark mäandernden Verlauf um 190 Kilometer verkürzten. Zurück blieben Altwasserarme und Wasserrinnen, die das Tal noch heute prägen.

Altwasserarme in den Poldern sind das Ergebnis der Flussbegradigung und Eindeichung der Oder.
In den Standgewässern trudeln Enten – Schnatterenten und Pfeifenten, aber auch Löffelenten und Krickenten. Ihr unbekümmertes Schnattern weht aus den Wiesen zum Deich herauf. Gut versteckt hinter den hohen Halmen der Schilfgräser gründeln sie in den glitzernden Flachgewässern, immer wachsam und auf der Hut. Vom Deich aus versuche ich eine Blickachse durch den Uferbewuchs zu erhaschen und verliere mich einmal mehr in der Weite des Tals, über dem der Himmel immer irgendwie tief zu hängen scheint. Wie Tupfen auf einer grünen Leinwand ragen alte Weiden aus der Landschaft, bilden hier und da kleine Haine oder Hecken mit Wildsträuchern oder schnüren entlang von Weidezäunen und Wassergräben. Gelegentlich mischen sich weiße und braune Tupfen der Kuhherden darunter und vom Deich aus kann man Dutzende Rehe durch das Tal streifen sehen. Über uns kreisen Bussarde und auch Seeadler, umgaukelt von Kolkraben oder Nebelkrähen.

Es sind diese vielen Bilder, die sich im Unteren Odertal schier endlos aufzählen lassen, die sich wandeln im Auf- und Untergehen der Sonne, im Ziehen und sich Auftürmen der Wolken, im Nebel wie im Sonnenlicht und in der Farbenpracht, die der Herbst mit sich bringt. Bilder, die nicht unberührt lassen, mehr noch, die einen irgendwie auffüllen mit etwas Großem, schwer Fassbaren.
Vielleicht ist es die Erdgeschichte, die zehntausende von Jahren, die sich in Form von Gletschern über den Kontinent geschoben haben und dann wieder verschwanden, wobei sie Berge von Geröll und Sediment hinterließen, Hügel und Sölle und eben auch diese Talebene. Oder es ist die Weite, die der Blick einzugrenzen versucht, im vollen Bewusstsein, dass die Kraniche und die Gänse, die oben drüber südwärts ziehen, diese Weite noch sprengen, indem sie die Distanz mühelos überbrücken, den Bogen viel weiter spannen, als das Auge ihn zu fassen vermag.

Blick vom Deich ins Odertal zwischen Stützkow und Criewen, wo der Weg der Auenblicke am Polder entlang führt.
Oder es ist schlichtweg die Wehmut des Herbstes, des Abschieds von den Davonziehenden, des Zurückbleibens, über die auch der blaue Himmel nicht hinwegzutäuschen vermag, denn bald wird alles welk und trüb. Ab November wird der Nasspolder zwischen Schwedt und Stützkow geflutet und alles versinkt in einer eisblauen Stille, nagt frostig an den Ufern und verharrt für Wochen in winterlicher Fragilität. Man kann es bereits ahnen, beim Blick über das Tal.
Entwicklung des Auennationalparks
Der Nationalpark ist ein Kunstwerk der Legislative, eine messerscharfe Gratwanderung zwischen dem Bundesnaturschutzgesetz und dem von der brandenburgischen Landesregierung novellierten Nationalparkgesetz aus dem Jahr 2006. Hintergrund waren die Diskussionen um die Ausweitung der Totalreservate, also jenen Bereichen, in denen keinerlei wirtschaftliche Nutzung mehr stattfinden darf, sondern die Natur ohne Eingriffe sich selbst überlassen bleibt. Diese Kernzonen müssen laut Bundesnaturschutzgesetz (§§23,24BNatSchG) den Anforderungen eines Naturschutzgebietes entsprechen und einen mehrheitlichen Flächenanteil am betreffenden Gebiet halten. Da das Untere Odertal sowohl landwirtschaftlich als auch wasser- und fischereiwirtschaftlich genutzt wird, gab es von diesen Seiten Vorbehalte gegenüber der 1995 verabschiedeten Gesetzesidee, die Hälfte der Nationalparkfläche frei von wirtschaftlicher Nutzung zu halten. Also einigte man sich nach zweijähriger Debatte auf eine Festschreibung der Totalreservate auf 50,1% der Nationalparkfläche im brandenburgischen Nationalparkgesetz. Damit war dem Bundesnaturschutzgesetz entsprochen. Eine flächenmäßige Weiterentwicklung der Naturräume war dadurch allerdings auch verhindert worden, etwa zu den 75% Kernzonenanteil, die ein Nationalpark nach internationalem Standard aufweisen muss (woran auch der Nationalpark Sächsische Schweiz aufgrund seiner Besiedlungsstruktur scheitert). Ein anderes Beispiel: so können die höheren Wasserstände in den Auen, die für den Bruterfolg bestimmter Arten relevant sind, nicht umgesetzt werden, solange die Flächen als Viehweiden herhalten müssen.

Zu den Stammgästen einer Auenlandschaft zählt das Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola). Die kleinen, wenig scheuen Vögel präsentieren sich gerne auf Warten wie Weidezäunen und Wildgehölzen in Gewässernähe.
Es stehen aus Sicht manch eines Naturschützers aber nicht nur die Interessen der Land-, Fischerei- und Wasserwirtschaft in der Kritik. Es geht auch um den Tourismus, der in der strukturschwachen und ländlichen Grenzregion für Einnahmen sorgen soll. Für die Umgestaltung des Unteren Odertals zum Auennationalpark fließen nämlich auch Bundesgelder – Flurneuordnungsmittel – welche aber überwiegend für den Ausbau von Straßen genutzt werden. Naturschützer kritisieren zudem, dass die Zunahme von touristischen Angeboten wie Kanutouren, Aktionstagen und –wochen, dem Ausbau von Rad- und Wanderwegen im Nationalpark und der fehlenden Nutzung der Umgebung des Nationalparks für touristische Angebote die Qualitätsmarke Nationalpark entwerteten. Neben einigen positiven Entwicklungen in Richtung Auennationalpark sind die Bilanzen der Naturschützer aber eher ernüchternd. Eine aktuelle Berichterstattung zum derzeitigen Entwicklungsstand legt das zuständige Ministerium alljährlich vor (siehe unten).

Auf einem der Sommerwege führt der Auenpfad von Criewen zum Saather Stauwehr an der Oder quer durch den Polder.
Wanderwege
Vielleicht waren die zeitlichen Fristen für die Umwandlung der Talaue in einen Nationalpark zu ehrgeizig. Der Wandel der Flächennutzung ist nach wie vor das entscheidende Thema und glaubt man Politik und Naturschutzverbänden, so lässt sich zumindest im Odertal ein gegenseitiges Wohlwollen und Kooperationsbereitschaft unter den Beteiligten feststellen.
Drehscheiben dieser Entwicklungen sind neben dem brandenburgischen Landtag vor allem die Städte Schwedt und das beschauliche Criewen im südlichen Nationalpark. Dort hat die Nationalparkverwaltung ihren Sitz, dort ist auch das Besucherzentrum zu finden und der Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e. V. agiert vom Schloss Criewen aus mit seinen vielseitigen Aktivitäten.

In den ehemaligen Stallungen des Schlosses Criewen ist das Nationalparkhaus mit einer kleinen Ausstellung zur Geschichte und den Lebensräumen im Odertal untergebracht. Highlight ist das Oder-Aquarium, in dem mehr als zwanzig der 42 Fischarten des Odertals präsentiert werden.
Criewen ist auch der Startpunkt zweier Wanderwege, dem Auenpfad und dem Weg der Auenblicke.
Das Untere Odertal ist zwischen zwei und acht Kilometer breit, wobei es sich zum Mündungsgebiet hin weitet. Bei Criewen sind es etwa zweieinhalb Kilometer bis zur Oder. Durch die von zahlreichen Altarmen geprägte Polderlandschaft geht der Auenpfad auf 3,7 km Länge zum Saather Wehr hin. Der Weg ist nur in den Sommermonaten bis in den Oktober hinein begehbar, denn danach wird das Odertal auf seiner gesamten Breite geflutet.

Schloss und Lenné-Park in Criewen
Der Auenpfad führt entlang unterschiedlichster Lebensräume, welche in einer Begleitbroschüre vorgestellt werden. Den Flyer kann man aus Holzkästen an der Brücke in Criewen beziehungsweise am Rastplatz am Saather Wehr entnehmen. Unterwegs sind Piktogramme auf Holzpfosten installiert, welche die im Flyer beschriebenen Stationen markieren. Der Auenpfad ist nicht als Rundweg konzipiert, lässt sich aber zu einer großen Runde von etwa 15 bis 20 km erweitern.

Über den Hecken von Weiden und Wildgehölzen entlang des Deiches zeigt sich ein Raubwürger (Lanius excubitor) im Rüttelflug. Sein enorm schneller Flügelschlag, das Herabstoßen, Innehalten und Zugreifen sind eine seltene und faszinierende Beobachtung.
Grundsätzlich ist dies auch mit dem Fahrrad möglich, doch die alten Landwirtschaftswege sind recht holperig und Naturbeobachtungen gelingen zu Fuß ohnehin sehr viel eindrucksvoller. Gerade in den Poldern haben zahlreiche Tiere einen Lebensraum (darunter viele seltene Wiesenbrüter wie Wiesenweihe, Kampfläufer und Wachtelkönig). Ein rücksichtsvolles Verhalten im Nationalpark ist in jedem Fall wichtig, ob nun zu Fuß, mit Rad oder Kanu.

In Sichtweite vom Auenpfad liegt die Stadt Schwedt. Als erste Stadt Deutschlands darf sie seit 2013 offiziell den Titel Nationalparkstadt führen. Viele geführte Wander- und Kanutouren durch den Nationalpark starten von dort aus. Doch die Stadt kämpft mit hoher Arbeitslosigkeit, Bevölkerungsschwund und großem Wohnungsleerstand.
Eine Fahrradtour auf dem Weg der Auenblicke ist dagegen ein deutlich schwierigeres Unterfangen. Der etwa zehn Kilometer lange Rundweg führt zunächst vom Schloss Criewen auf zum Teil steilen und schmalen Pfaden durch Laubwald Richtung Stützkow. Die bis zu 30 Meter hohen Densenberge, ebenfalls ein eiszeitliches Relikt, sind eines der waldreichsten Gebiete des Nationalparks. Der Weg führt nahe am Hohensaaten-Friedrichsthaler-Kanal und den Feuchtwiesen entlang. Am Talhang gibt es zahlreiche kleine Wasserläufe und Quellen. Eine davon – die Fuchsquelle – wurde als Lehrpfad gestaltet. Auf diesem Quellerlebnispfad wird der Besucher über Bohlen trockenen Fußes durch das sumpfig-feuchte Randgebiet der Fuchswiese geführt. In diesem Feuchtgebiet halten sich Reiher und Kraniche auf, Rohrweihen brüten hier und auch Biber leben in den Auwäldern zwischen Deich und Densenbergen.

Die Fuchswiese, eine Feuchtwiese hinter dem Kanal, wird von Rinnsalen und Bächen aus dem Buchenwald am Talhang gespeist.
Wir durchwandern den Wald bei mäßigem Regen. Geschützt vom dichten Blätterdach der Buchen erreichen wir mit dem Durchbrechen der Sonne den kleinen Ort Stützkow, der sich an den Talhang schmiegt. Wir überqueren die Stützkower Brücke und könnten hier einen 2,5 km kurzen Abstecher zum Beobachtungsturm an der Oder machen. Da vor uns aber noch gute fünf Kilometer auf dem asphaltierten Deichweg Richtung Criewen liegen und die sechs Kinderfüße an diesem Morgen schon einiges geleistet haben, entscheiden wir uns für den Rundgang und werden mit herrlichen Impressionen vom Odertal belohnt.
Deichblicke
Mit dem Bau der Hohensaaten-Friedrichsthaler-Wasserstraße zwischen 1906 und 1926 entstand ein zweiter, die Auen auf der nordwestlichen Talseite umschließender Wasserlauf. Der 17 Kilometer lange Kanal dient der Entwässerung der Auen, aber auch der Regulierung des Pegelstands der Oder und als Schifffahrtstraße.

Der Blick vom Stolper Burgberg über die Hohensaaten-Fiedrichsthaler-Wasserstraße und die bewaldeten Hänge zwischen Stolpe und Stolzenhagen. Hier im südlichen Zipfel des Nationalparks starten geführte Kanutouren auf dem Kanal von Stolpe nach Sützkow und dort in den Polder.
Zwischen Alt-Galow und Stolpe führt der Kanal an mehreren Karpfenteichen vorbei, die sich auch umrunden lassen. Da sie nicht so stark am Ufer bewachsen sind, besteht die Möglichkeit der Vogelbeobachtung. Jetzt im Herbst, wenn die Teiche abgelassen werden, geben sich Silber- und Graureiher ein Stelldichein und verschiedene Entenarten gründeln in den Wasserlachen.
Der kleine Ort Stolpe bietet eine Besonderheit im Odertal. Oben auf dem Hang trutzt ein roter Ziegelturm wie ein steinernes Fass, dick und rund. Man nennt ihn bezeichnenderweise Grützpott und er ist der Rest einer Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Seine Mauern reichen tief in den Berg hinunter, wie bei einem Brunnen. Besichtigen lässt sich der Turm immer Mittwoch bis Sonntag. Mit der Besteigung bietet sich ein weiter Blick über das Tal und die hügelige Uckermark im Westen.

Der Stolper Turm misst achtzehn Meter im Außendurchmesser. Das macht ihn mutmaßlich zum dicksten Bergfried Deutschlands. Auch die zwei bis sechs Meter starken Mauern der Turmburg sind beeindruckend. Von den dreißig Metern Gesamthöhe ragen achtzehn Meter in den Himmel über Stolpe. Der Rest des Bauwerks liegt unterirdisch.
Von Stolpe aus kann man den Trockenpolder durchqueren bis zur Oder und dort auf dem Radweg zum Aussichtsturm bei Stützkow wandern. Die Strecke ist etwa sieben Kilometer lang und lässt sich zum Rundweg schließen. Die Auen sind hier strukturierter, mehr Haine und Hecken entlang von Gräben, dafür weniger Altarme.
In den Poldern stehen hier und da Kraniche. Dazwischen ziehen Rehe über die Wiesen, verschwinden in den mit Schilf bewachsenen Gräben oder in den Wildhecken. Ich sehe über mir den Tanz eines Kolkraben mit einem Seeadler, so fein aufeinander abgestimmt, als würden die beiden nicht zum ersten Mal so dahingleiten. Auch Mäusebussarde gibt es reichlich, jeder ein Unikat durch eine ganz individuelle Gefiederzeichnung, so dass man eine seltsame Lust entwickelt, von jedem ein Foto zu machen und die Vielfalt der Federkleider für alle Zeiten festzuhalten.

Wolkenberge schieben sich über das Tal hinweg, während der Tag sich seinem Ende zuneigt. In den ohnehin schon ruhigen Poldern wird es noch stiller. Das leise Rupfen der Kuhmäuler am Gras ist bald das einzige Geräusch entlang der Weide. Die erste dumpf-warme Feuchtigkeit kriecht aus den Wiesen und steigt in der kühlen Luft auf. Über dem Kanal schwirren lautlos große Fledermäuse in der heraufkommenden Dunkelheit. Vom Hang rollt Hip Hop die Straße zur Brücke herunter, zusammen mit einem Fahrrad und einem schmollmundigen jungen Mann. Die drei radeln auf dem Deich Richtung Stolpe davon, vorbei am Stauwehr, wo eine alte Frau mit ihrer Katze wohnt. Noch, denn die beiden wollen aus der Einsamkeit des Tals weg nach Schwedt ziehen. Die Katze hatte uns am Vormittag bis nach Stolpe begleitet, schien das Umherstromern im Auenland zu lieben, vielleicht auch uns. Oder sie ahnte bereits, wie Katzen das tun, die bevorstehende Veränderung und ihre Begleitung war ein Versuch, dem drohenden Schicksal zu entkommen. Ob sie ihren Weg zurück zum Haus am Wehr gefunden hat, bleibt ein Geheimnis.

Die Auenlandschaft des Unteren Odertals ist ein Bilderbuch schönster Naturmomente. Ein Ort, der den unruhigen Geist des modernen Menschen auf eine schlichte Art zum Schweigen zu bringen vermag. Keine gewaltigen Gipfel, kein phänomenales Panorama, keine traumhaften Strände. Nur dieses recht kleine, recht unscheinbare Auental, das aber vor Leben berstet. Wie gesagt, es ist schwer zu fassen, was dieser Ort innen drin auslöst.
Das Durchstreifen der Polder und Wandern entlang der Deiche bedarf keines Action-Tourismus‘, keiner Erlebnistage, keiner Kanutouren. Offene Augen und Ohren genügen schon, damit auch das Herz ganz weit werden kann. Naturerfahrung als Sinneserweiterung, das geht hier wirklich prima.
Links
Zum GURKENGLAS
Informationen zum Nationalpark
Offizielle Webseite des Nationalpark Unteres Odertal
Nationalparkseite der Naturwacht Brandenburg
Fortschrittsbericht 2019 des Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft Brandenburg zur Entwicklung des Nationalparks Unteres Odertal (PDF)
Eine sehr ausführliche Stellungnahme (PDF) anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Nationalparks vom Verein der Freunde des Deutsch-Polnischen Europa-Nationalparks Unteres Odertal e. V. aus dem Jahr 2020, in dem kritisch auf die Entwicklungsprozesse des Nationalparks eingegangen wird. Überdies ist die Homepage des Vereins – www.nationalpark-unteres-odertal.de – außerordentlich informativ, wenn man den Nationalpark auch als solchen verstehen möchte und damit nicht primär ein für menschliche Zwecke geschaffenes naturnahes Urlaubsziel verbindet.
Prospekt-Downloads zu Wanderwegen im Nationalpark Unteres Odertal
Flyer (PDF) Nationalpark Unteres Odertal von der Nationalparkverwaltung – Übersichtsplan
Flyer (PDF) Weg der Auenblicke (Rundwanderweg Criewen-Stützkow-Criewen)
Flyer (PDF) Auenpfad

Lesenswert
KOSMOS-Naturführer: Vögel beobachten in Ostdeutschland (Link zur Verlagsseite)
Interessant für das südliche Untere Odertal sind in dem ausführlichen Naturführer von Christian Wagner und Christoph Moning die Seiten 202-206 zum Criewener und Linow-Stolper Polder.
Die Vogelwelt des Nationalpark Unteres Odertal (Link zur Verlagsseite)
Das umfangreiche Buch des Ornithologen Winfried Dittberner ist das Ergebnis 50jähriger Erfahrung und stellt die umfassendste Einzeldarstellung zur Vogelwelt im Unteren Odertal dar. Dittberner arbeitet mit Diagrammen, Tabellen und Karten, in denen er die Vogelarten, ihre Bestandsentwicklung und Verbreitung vorstellt. Neben dem Onlineshop des Verlag Natur + Text ist das 280 Seiten starke Buch auch im Nationalparkhaus in Criewen erhältlich.